Heilig's Blechle
 

Zum Artikel "Amberger Bauausschuss redet sich über das Parken in der Altstadt die Köpfe heiß" vom 23. Januar:

 

Preisfrage: Was hat das Bürgerspitalareal mit dem Wohnbauprojekt am Viehmarkt zu tun? Richtig: Sie liegen fußläufig bei zügiger Gangart acht Minuten auseinander. Deshalb braucht es dort dringend eine Tiefgarage. Mit dieser irgendwie schon bestechenden Logik hat Rudolf Maier (CSU) in der Bauausschusssitzung ein kleineres Wohnbauprojekt mit grünem Innenhof zumindest verzögert. Keine fünf Minuten sind es von der Theatergarage aus. Dort aber dürfen keine Anwohnerparkplätze ausgewiesen werden, denn "das wäre eine Schwächung des Einzelhandels" (Oberbürgermeister Michael Cerny). Beispiele von Städten, in denen wegen des fehlenden Autoverkehrs Läden schließen mussten, bleibt er schuldig.

 

Der Diskussionsbeitrag von Rudolf Maier- in der Schule hätte damals mit Rotstift unter dem Aufsatz gestanden: Thema verfehlt - zeugt von einer Ignoranz gegenüber den Bürgerrats-Empfehlungen, der nur noch übertroffen wird von früheren Aussagen von Frau Fruth (SPD) und Herrn Schöberl (CSU): "Der Stadtrat entscheidet", wie und was gebaut wird. Was geht's uns an, was die Bürgerinnen und Bürger wollen? Nichts, solange aktuell keine Kommunalwahl ansteht. Soviel jedenfalls zu Lob und Wertschätzung der Arbeit des Bürgerrats.

 

Am 2. Januar erschien in der AZ ein Bericht über den Hirschauer Dr. Jakob von Bauer. Ein überliefertes Zitat von ihm soll lauten: "Es gibt Leute, die keine Bäume sehen können und in deren Pflanzung eine Geldverschwendung erkennen; nur solche Bäume, an denen statt Blätter Banknoten wachsen würden, wären für ihren Geschmack." In einer leicht abgewandelte Form dieses Zitats lassen sich Banknoten ohne weiteres durch "Parkscheine" ersetzen.

Dass ohne Autos die Stadt stirbt, scheint sich nirgendwo so verfestigt zu haben, wie in Amberg. Deshalb wurden wahrscheinlich auch mehr Anwohner-Parkberechtigungsscheine ausgegeben, als Plätze vorhanden sind. Welch ein Dilemma! Es lohnt sich jedenfalls, die Planungen für das Bürgerspitalgelände im Auge zu behalten.

 

Gabriela Schill, Amberg


"Mit dem Auto in die Altstadt zu fahren, ist eine Angewohnheit -
relativ selten eine Notwendigkeit"

 

 Zum Artikel "Amberger Bauausschuss redet sich über das Parken in der Altstadt die Köpfe heiß" vom 23. Januar:

 

Denkmalgerecht sanierte Wohnungen in der Altstadt, eine kleine versteckte Photovoltaikanlage? Okay, brav. Aber begrünter Innenhof statt ordentlicher Parkplätze, mit so fadenscheinigem Hinweis auf den Klimawandel. Also das geht nicht. Der Mensch muss doch parken können. Und wir haben so wenig Parkplätze in der Altstadt. Ohne Auto ist man doch kein anständiger oder doch ein amputierter Mensch. Gut, Schluss mit der Polemik, auch wenn's einen stark reizt, angesichts der Betonköpfigkeit einer dominanten Zahl unserer Stadtvertreter in Bezug auf Mobilität. Unser Oberbürgermeister gebraucht wieder sein Totschlagargument, dass wir doch keine U-Bahn wie die Münchener haben.

  

Vielleicht rentiert sich die kurze Überlegung, dass eine U-Bahnstation meist auch über einen Fußweg erreicht wird, wie wenn halt das Auto in einer Parkgarage steht. Und dass es nicht die Theatergarage sein muss, wenn schon ein anderes Mal beklagt wird, dass beispielsweise die am Ziegeltor so wenig genutzt wird.

  

Potenzielle Lösung: Wer sich entscheidet, in den geplanten neuen Wohnungen zu leben, kann einen Tiefgaragenstellplatz haben, bekommt aber keinen Anwohnerparkausweis. Muss halt Bedingung der Baugenehmigung sein. Das vielstrapazierte Argument, auf das Auto angewiesen zu sein, bedeutet ja in der Regel nicht, dass es vor der Wohnungstür stehen muss.

 

Und wer aus dem Landkreis in die Altstadt will, kann meist problemlos und vielleicht mit Genuss die letzten paar Hundert Meter gehen. Ist es nicht nachvollziehbar, dass Gehen in einem dafür so geeigneten Ensemble Spaß machen kann, einem Ensemble, auf dessen Einzigartigkeit sonst so viele große Worte verloren werden? Gehen zu können, gehört zu den Grundeigenschaften und -bedürfnissen des Menschen; oft ein wenig spät im Leben erkannt. Ist es in Amberg nicht wie vielerorts zu sehen, dass das Projekt autogerechte Stadt infolge unkritischer und exzessiver Nutzung des Pkw sich als Problem erwiesen hat? Mit dem Auto in die Altstadt zu fahren, ist eine Angewohnheit - relativ selten eine Notwendigkeit. Hätte man vor 20 Jahren die Raucher gefragt, ob sie für ein Rauchverbot in Gaststätten und öffentlichen Räumen sind. Und wie froh sind die meisten Menschen jetzt, einschließlich eines Großteils der Raucher selber.

 

Es bleibt noch, ganz auf die Vernunft der Verwaltung zu bauen. Das Vertrauen in unsere Stadtvertreter schwindet. Dazu gehört deren Weigerung, sich einer großen Initiative deutscher Städte und Gemeinden anzuschließen, die das Ziel hat, selber bestimmen zu können, wo man zum Beispiel Tempo 30 haben will.

  

Zuletzt noch mal Polemik: Warum schaffen es die Stadtvertreter nicht mehrheitlich, endlich die blöden Fußgängerzonen wieder abzuschaffen, damit der Einzelhandel gestärkt wird? Ihrem Kommentator muss ich für seinen Meinungsbeitrag zu diesem Thema danke sagen.

 

Dr. Hans Friedl, Amberg


Die Stadt von morgen muss heute gedacht werden

 

Zum Artikel "Amberger Bauausschuss redet sich über das Parken in der Altstadt die Köpfe heiß" vom 23. Januar

 

Wir schreiben das Jahr 2023. Laut der NASA liegen die neun wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hinter uns. Weitere Rekordwerte werden für die nächsten Jahre erwartet. Bereits jetzt sind die Auswirkungen des Klimawandels allerorten zu spüren - auch bei uns in Amberg.

 

In besagtem Jahr nimmt sich ein Investor des alten Metzgeranwesens am Viehmarkt an. Er will dieses nicht nur denkmalgerecht sanieren, sondern zugleich auch zukunftsgerecht revitalisieren. Sein Wunsch ist es, eine kleine PV-Anlage zu installieren und den Innenhof zu begrünen anstatt wie üblich mit Stellflächen zu versiegeln.

 

Das zuständige Bauordnungsamt befürwortet dies - nicht jedoch die CSU-Mitglieder des Bauausschusses, die sich fast darin zu überbieten scheinen, dem Auto in der Innenstadt ein leidenschaftliches Plädoyer angedeihen zu lassen.

 

Dass der Vermieter möglicherweise tatsächlich ein knappes Dutzend Mieter findet, die auf ein eigenes Auto verzichten (wollen) oder einen Fußweg zu einem Stellplatz vielleicht sogar außerhalb der Altstadt tatsächlich in Kauf nehmen: die CSU traut es ihm nicht zu. Oder will man es vielleicht gar nicht? Diesen Eindruck bekommt man, folgt man ihren Ausführungen, die wie eine Zeitreise in die Blütejahre der autogerechten Stadt anmuten.

 

Aber soll die Reise ernsthaft weiter dorthin gehen? Die Zeichen der Zeit geben längst eine andere Richtung vor. Wir sollten diese schleunigst einschlagen. Die Stadt von morgen wird heute gedacht - und gebaut.

 

Christian Schön, Amberg