Denkmal-, Klimaschutz, Architektur und Kultur
Das dritte Bürgerforum wurde mit einer Podiumsdiskussion über die Weiterentwicklung des Bürgerspitalgeländes aus denkmalpflegerischer, architektonischer, ökologischer und kultureller Sicht fortgesetzt. Die Teilnehmenden:
Nicht nur die Sommer werden heißer
Orte schaffen, an denen sich Menschen gerne aufhalten, auf Bänken sitzen, auch ohne etwas essen oder trinken zu müssen, sich unterhalten oder dem Blätterrauschen und Vogelgezwitscher lauschen – eine solche Atmosphäre ließe sich auch auf dem Bürgerspitalgelände schaffen. Aber nicht nur „bloß“ eine Parkanlage können sich die Ambergerinnen und Amberger vorstellen. Viele würden das Areal auch als „Kulturmeile“ in Verbindung mit Ringtheater und Spitalkirche genutzt sehen wollen oder mit einer lockeren Bebauung für gemeinnützigen Wohnungsbau oder Mehrgenerationenhäuser. Alle gesammelten Wünsche und Anregungen aber haben Gemeinsamkeiten: Niemand wünscht sich eine Tiefgarage, dafür aber weniger Autoverkehr in der Altstadt, weniger Flächenverschwendung für parkende Autos, weniger Flächenversiegelung insgesamt.
Zeitler: „Rasensamen und zwei, drei Bäume kosten nicht die Welt“
Die veränderten klimatischen Verhältnisse spielten auch bei der dritten öffentlichen Veranstaltung der IG – zu Denkmal-, Klimaschutz, Architektur und Kultur – eine wesentliche Rolle. Nicht nur Tage mit extremer Hitze nehmen zu, auch die tropischen Nächte. Michael Zeitler, für Fridays For Future auf dem Podium, wartete mit Zahlen auf: Schon 2018 gab es in Amberg 34 Hitzetage – die Temperatur liegt dann über 30 Grad – Tendenz steigend. Bis 2015 gab es keine einzige Tropennacht – die Temperatur fällt nachts nicht unter 20 Grad – , inzwischen werden es auch hier immer mehr. Die Daten stammen von der Amberger Wetterstation in Unterammersricht, also sogar außerhalb der Stadt. „Da muss man genau überlegen, ob eine Bebauung tatsächlich gebraucht wird oder nicht doch eher ein Ort, der Kühle schafft.“ Finanzierbarer Wohnraum, so Zeitler, könnte eventuell auch durch die Sanierung von Leerständen geschaffen werden. Am liebsten wäre ihm ein Konzept mit Klimaaspekt, denn „jeder von uns hat’s inzwischen geschnallt, dass es immer heißer wird und die Wetterextreme zunehmen.“
Schötz: „Luxuswohnungen bringen uns nicht weiter“
Einem solchen Konzept entsprach die Masterarbeit der Architekturstudentin Johanna Schötz nicht unbedingt. In einem soziokulturellen Zentrum auf dem Bürgerspitalgelände kann sie sich ein Museum mit den Keltenausgrabungen, altersgerechte Wohnungen und eine Kinderbetreuungseinrichtung vorstellen. Ihr Plan sieht eine kompakte Bebauung vor, direkt anschließend an den Eckert-Bau, mit einem Querriegel mit begrünten Flachdächern zwischen zwei längs angeordneten Wohnblöcken. „Luxuswohnungen bringen uns nicht weiter“, allerdings wäre für sie auch eine Mischung aus Kulturpark und Wohnungen denkbar.
Graf: „König Ludwig hätte seine Freude an einem Park als Geschenk an die Bürger“
Den Begriff „Kulturpark“ hatte schon vor einiger Zeit der ehemalige Vorsitzende des A.K.T.-Kunstvereins Hans Graf geprägt. Ein Luftmuseums-Bau als Attraktion und Touristenmagnet in der Stadt sollte die Verbindung zwischen Spitalkirche (Ausstellungen, Konzerte) und Ringtheater (freies Kulturzentrum) sein. Aber auch ihn treibt der Klimawandel um. „Es fehlen Grünflächen in der Altstadt. Klimaschutz wird immer wichtiger für die Zukunft einer Stadt.“ Und so ist für ihn statt eines Kulturparks auch ein Park vorstellbar – „ein Raum für Jedermann, für alte Menschen und für Kinder.“ Wohnungsprobleme ließen sich für Graf ebenfalls über die Nutzung von Leerständen lindern.
Weigand: „Das muss eine Kommune für die Zukunft im Kopf haben“
Einen weiteren wesentlichen Aspekt rund um das Bürgerspitalgelände brachte Dr. Sabine Weigand zur Sprache. Die Landtagsabgeordnete der Grünen hält es „grundsätzlich für die schlechteste Lösung“, ein solches „Filetstück aus der Hand zu geben.“ Eine Kommune sei der Bürgerschaft verpflichtet. „Das ist ihr verdammter Job.“ Eine „Vision für die Zukunft“ zu haben bedeute heutzutage, nicht noch mehr Versiegelung und damit weder Tiefgarage noch Einkaufszentrum. Weigand, auch Mitglied im Landesdenkmalrat, der das von der IG verhinderte Ten Binke-Projekt als „Warze“ in der Altstadt bezeichnete, plädierte für ein kommunales Denkmalkonzept. Das wäre für die Stadt ebenso hilfreich wie auch gut gefördert. Und dann, so Weigand, „kommen wir gerne nochmal hierher.“